Ich hatte schon einige Katzen in meinem Leben. Die erste hieß Moritz, ein grauer, krummer Kater mit einer Vorliebe für Kartoffelpüree (ja, wirklich). Dann kam Cleo, die Katze, die jede meiner Beziehungen mit Argwohn beäugte, und aktuell lebt mit mir Rollo – ein alter Perser mit Charakter, wenig Zähnen, aber viel Haltung. Was alle meine Katzen gemeinsam hatten? Sie haben mir nie das Gefühl gegeben, allein zu sein. Und: Sie waren niemals einfach nur Haustiere. Sie waren Mitbewohner. Eigenwillige, haarige, manchmal kratzbürstige – aber sehr loyale.
Als ein guter Freund mir neulich erzählte, dass seine Katze Diabetes hat, war ich erst mal überrascht. Klar, ich wusste, dass Katzen krank werden können – aber Diabetes? Ich musste selbst nachlesen. Und je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigte, desto mehr habe ich verstanden: „Zucker bei Katzen“ ist nichts Exotisches, sondern eine ernstzunehmende, aber gut behandelbare Erkrankung – wenn man weiß, worauf es ankommt.
Wenn du eine Katze hast, die plötzlich an Diabetes erkrankt, ändert sich einiges. Der Tagesrhythmus, die Fütterung, der Umgang – vieles muss sich neu einpendeln. Gerade am Anfang, wenn alles noch ungewohnt ist, kann es schwierig sein, ihr eine Spritze zu geben, auch wenn man weiß, dass es nötig ist. Katzen spüren jede Unsicherheit, und nicht jede lässt sich ohne Protest behandeln. Ich habe selbst schon einige Katzen gehabt – und trotzdem war es eine Umstellung. Aber: Man wächst da rein. Und die Katze meistens auch.
Diabetes bei Katzen: Was ist das eigentlich?
Katzen können – genau wie wir Menschen – an Diabetes mellitus erkranken. Die häufigste Form ist Typ-2-Diabetes, bei der die Bauchspeicheldrüse zwar noch Insulin produziert, der Körper es aber nicht mehr richtig verwerten kann.
Oft passiert das bei älteren Katzen, bei übergewichtigen Stubentigern oder auch nach langfristiger Behandlung mit Kortison. Die Symptome sind nicht immer sofort eindeutig – aber wenn deine Katze plötzlich mehr trinkt als sonst, häufiger pinkelt, plötzlich abnimmt trotz großem Appetit oder matt wirkt, solltest du hellhörig werden.
Worauf du dich als Halter einstellen musst
Die Diagnose „Diabetes bei Katzen“ ist erstmal ein kleiner Schock. Man denkt sofort an Spritzen, Futterumstellung, Kontrollbesuche beim Tierarzt. Und ja, all das gehört dazu. Aber: Es ist machbar. Und vor allem: Deine Katze kann weiterhin ein gutes Leben führen – mit dir an ihrer Seite.
Ein paar Dinge, die sich ändern:
- Regelmäßigkeit wird wichtig. Insulin muss meist zweimal täglich gespritzt werden – am besten zur gleichen Uhrzeit. Das klingt erstmal stressig, wird aber mit der Zeit zur Routine.
- Futterumstellung. Kohlenhydratarme, proteinreiche Nahrung ist wichtig. Es gibt spezielles Diabetiker-Futter für Katzen – und oft klappt’s damit besser, als man denkt.
- Blutzuckerkontrolle. Manche Besitzer messen den Zuckerwert zu Hause mit einem speziellen Gerät (z. B. am Ohr). Andere lassen das regelmäßig beim Tierarzt machen.
Klar, das ist nicht nichts. Aber wenn man eine enge Bindung zur Katze hat – und die haben die meisten von uns – wächst man da rein.
Und was ist mit Freigängerkatzen?
Tja, das ist tatsächlich etwas komplizierter. Bei Katzen mit Freigang ist es viel schwieriger, Futterzeiten und Insulingaben genau abzustimmen – weil man nie ganz sicher weiß, was und wann sie draußen fressen. Für Freigänger mit Diabetes braucht es also eine gute Rücksprache mit der Tierärztin oder dem Tierarzt und manchmal auch kreative Lösungen. Manche Halter entscheiden sich in solchen Fällen schweren Herzens, den Freigang einzuschränken – zumindest vorübergehend – um die Behandlung verlässlich durchführen zu können. Das ist nicht immer einfach, aber für die Gesundheit der Katze oft die beste Entscheidung.
Katzen sind keine Patienten – sie sind Persönlichkeiten
Was ich an Katzen so liebe: Sie machen, was sie wollen. Und genau das macht die Sache manchmal auch schwierig, wenn sie krank sind. Du kannst ihnen nicht einfach sagen: „Hey, das Insulin ist zu deinem Besten.“ Sie werden dich anschauen, als wärst du verrückt. Oder sich unter das Sofa verziehen.
Deshalb ist Geduld gefragt. Und Fingerspitzengefühl. Manche Katzen akzeptieren das Spritzen nach einer Weile ganz gelassen – andere brauchen einen Trick, eine Belohnung oder einfach ganz viel Ruhe und Vertrauen.
Wichtig: Du solltest deine Katze nicht bedrängen. Nähe anbieten – aber nicht aufzwingen. Katzen entscheiden selbst, wann sie bereit sind.

Leben mit einer kranken Katze: Zwischen Pflege und Partnerschaft
Mein Freund hat seine Katze Kiki seit neun Jahren. Seit einem Jahr ist sie zuckerkrank. Anfangs war er überfordert. Allein die Vorstellung, ihr zweimal täglich eine Spritze zu geben, hat ihm den Magen umgedreht. Heute lacht er über sich selbst.
„Ich hab mich dran gewöhnt“, sagt er. „Und Kiki auch.“ Sie hat ihre festen Futterzeiten, die Spritzen gehen inzwischen problemlos – und sie ist aktiv wie früher. Klar, Tierarztbesuche gehören jetzt zum Alltag. Aber das Band zwischen den beiden ist durch die Krankheit irgendwie noch stärker geworden. Er sagt: „Ich weiß, sie braucht mich – und ich will, dass es ihr gut geht.“
Die richtige Ernährung bei Diabetes: Weniger Kohlenhydrate, mehr Kontrolle
Futter spielt eine zentrale Rolle bei der Behandlung von Diabetes bei Katzen. Viele handelsübliche Trockenfutter enthalten zu viel Zucker bzw. Kohlenhydrate – das kann den Blutzuckerspiegel aus dem Ruder bringen.
Empfehlenswert sind:
- Spezielle Diabetiker-Nassfutter (z. B. von Royal Canin, Animonda oder Hills)
- Selbstgekochtes Futter (nach Absprache mit dem Tierarzt)
- Absolute Meidung von Leckerlis mit Zuckerzusatz
Tipp: Manche Katzen fressen anfangs weniger, wenn das neue Futter nicht „interessant“ riecht. Ein kleiner Trick ist, ein bisschen warmes Wasser dazuzugeben – das verstärkt den Geruch und macht das Futter schmackhafter.
Katzenverhalten verstehen – gerade im Krankheitsfall
Katzen zeigen Schmerz und Unwohlsein oft erst sehr spät. Sie sind Meister im Verstecken. Ein veränderter Tagesrhythmus, Rückzug, vermehrter Schlaf oder Apathie können Hinweise auf Probleme sein – müssen aber nicht immer dramatisch sein.
Wichtig ist, dass du deine Katze gut kennst. Veränderungen im Verhalten sind oft der erste Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmt. Gerade bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes ist es sinnvoll, ein kleines Tagebuch zu führen: Wie viel hat sie gefressen? War sie aktiv? Gab es Auffälligkeiten beim Gang zur Toilette?
Tipps für den Alltag mit einer diabetischen Katze
- Rituale schaffen: Feste Fütterungszeiten, feste Orte, ruhige Atmosphäre.
- Stress vermeiden: Kein Lärm, keine Umzüge, kein ständiges Umstellen von Möbeln.
- Kontrolle behalten: Blutzucker regelmäßig kontrollieren, auf Gewicht achten.
- Geduld haben: Nicht jede Umstellung klappt sofort. Gib euch Zeit.
- Sich selbst nicht vergessen: Pflege braucht Kraft – auch für dich selbst.
Selfcare für den Halter – weil du nicht aus Blech bist
Was ich von meinem Freund gelernt habe: Es ist okay, sich Hilfe zu holen. Gerade am Anfang. Er war regelmäßig bei seiner Tierärztin, hat eine Diabetes-Gruppe für Katzenhalter gefunden, in der sich viele austauschen. Das hat ihn entlastet. Denn auch wenn du keine zwei Jobs und drei Kinder hast – eine kranke Katze zu betreuen, kostet Energie.
Selfcare bedeutet nicht nur Pausen, sondern auch: sich selbst ernst nehmen. Mal Freunde um Unterstützung bitten. Sich nicht schuldig fühlen, wenn man gestresst ist. Die Katze braucht dich – aber du brauchst dich auch.
Katze mit Diabetes – ein Thema, das Nähe schafft
Wenn du diesen Text gelesen hast und gerade selbst mit einer Diabetes-Diagnose bei deiner Katze zu tun hast, möchte ich dir sagen: Du bist nicht allein. Und du musst kein Profi sein, um das zu schaffen. Du brauchst nur etwas Zeit, Herz und den Willen, dich auf dein Tier einzulassen.
Katzen sind keine pflegeleichten Haustiere – sie sind echte Charaktertiere. Sie zeigen dir, was sie wollen. Aber wenn du dir ihr Vertrauen verdienst, bekommst du etwas zurück, was unbezahlbar ist: bedingungslose Zuneigung. Auch mit Zucker.
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