Es sind 600 Meter bis zur Kita. Ein 1000 Meter Läufer braucht für ein paar Meter mehr 2:20 Minuten. Wir brauchten für die 600 Meter etwas weniger als 36:44 Minuten. Mein Sohn war damals Zwei, lief gerne selber und konnte noch nicht Rad fahren. Geduld war angesagt. Dies war die Phase seiner Erziehung die uns am meisten abgerungen hat. Es hat mich die Welt aber auch neu entdecken lassen. Durch die Zeit, die wir gebraucht haben um zur Kita zu kommen, habe ich die Umwelt, Menschen und die Stadt viel bewusster wahrgenommen.

Ich habe gesehen was meinen Sohn interessiert. Sicher waren das auch mal eine Zeit lang nur Autos. Er hat sie alle aufgezählt, die da eingeparkt am Straßenrand standen. Sehr intensive Gespräche waren das damals zwischen Vater und Sohn. Aber es waren auch andere Dinge. Steine, Blätter, Stöcke und Wasserpumpen. Es wurde untersucht und fast seziert. Durchatmen, auf die Uhr gucken und durchatmen. Geduld.

Geduld: Für Kinder ist es wichtig, ohne Zwang und Korsett der Gesellschaft zur KiTa zu kommen

Irgendwann kommt die Phase, da verstehen die Kleinen, dass Mama und Papa zur Arbeit müssen. Aber ist es nicht auch wichtig, dass die Kinder forschen und lernen? Einfach früher losgehen dachte ich mir, aber mein Sohn ist ein Murmeltier, ein Viel- und Ausschläfer. Das konnte ich ihm nicht antun. Immer auf „nach der Kita“ zu vertrösten konnte auf Dauer auch nicht die Lösung sein. Kinder leben im Hier und Jetzt, sie sehen etwas und das weckt ihr Interesse. Gerade jetzt, in diesem Moment, hier, im Jetzt. Nicht später, nach der Kita, morgen oder am Wochenende. JETZT! Gegen das Jetzt der Kinder hilft am Ende nur Geduld. 

Spannend ist diese Phase aber auch. Irgendwie schön, dass es möglich ist, sich mit einem Blatt welken Laubs 15 Minuten oder mit einem Stock 30 Minuten lang beschäftigen zu können. Ganz nach dem Motto: „Kinder brauchen nicht viel um glücklich zu sein!“. Sie brauchen nur Liebe, Zuneigung und natürlich viel Geduld.