Ein Tritt auf den Legostein mit blankem Fuß überlebt der Vater nur mit unendlicher Gelassenheit. Tritt man sich die Kante von diesem Plastikmüll in die nackte Sohle, lernt das Kind schnell die besten Flüche kennen. Die Welt ist ungerecht und doch möchte jeder seine Spuren auf ihr hinterlassen. Auch gerne in Form von Spielzeug. Kinder sollen spielen, angeblich, da sind sich Erziehungswissenschaftler und die meisten Väter einig, lernen sie dadurch. Soll mir recht sein, aber wer aufräumt, lernt die Hütte sauber zu halten. Der findet am Ende auch noch Sachen wieder. Ein weiteres Drama der Kindheit meines Sohnes, es verschwinden Spielzeuge im schwarzen Loch des Kinderzimmers. Nicht nur Legosteine, auch große Dinge wie Bälle oder Rucksäcke. Einfach so.
Unendliche Gelassenheit
Kinder leben in einer anderen Welt. Zum Glück. Beziehungsweise leben sie in unserer Welt, sehen diese aber mit anderen Augen. Ich genieße es zu sehen, wie unvoreingenommen Kinder diese Welt sehen, wie offen und selbstverständlich interagiert und gespielt wird. Als wir mit unseren Klapptoren und einem Fußball an diesem ersten schönen Frühlingstag auf die Wiese gingen und bolzten, waren wir in aller Kürze umringt von anderen Kindern. Der Erste fragte, ob er mitspielen dürfte, die anderen taten es danach einfach. Diese Gruppe von 3-12-jährigen, sich völlig fremden Kindern, spielten zusammen Fußball. Einer kam aus Italien, zwei weitere waren Syrer und ein Deutscher gesellte sich auch noch dazu. Es war fair und die Kinder achteten untereinander aufeinander. Stand der 3-jährige im Tor, wurde der Ball nur vorsichtig geschoben, stand ein Größerer im Tor, wurde richtig geschossen. Auch wenn es mit der Sprache nicht immer klappte, alle waren glücklich und hatten Spaß dabei. Mit unendlicher Gelassenheit und einer heilen kindlichen Welt. Ein schöner Samstagnachmittag.
Chaos und Schokostreusel
Doch die Schokostreusel in der Butter oder das Chaos im Kinderzimmer gehören genauso zur heilen kindlichen Welt dazu. Hier können Eltern nur mit unendlicher Gelassenheit reagieren. Schimpfen, meckern oder andere Methoden wirken hier nicht. Kinder haben ein System im Chaos. Notfalls auch keins, aber es bringt nichts, sie zu zwingen. Helfen ist was anderes, das klappt soweit ganz gut. Genie und Wahnsinn liegen bei Kinder weit näher zusammen, als wir uns das eingestehen möchten. Doch es ist schön zu sehen, und gibt soviel Kraft, dass Kinder einfach ein schönes Leben leben. Ohne Vorurteile und irrwitzige Regeln. Da wird mich doch ein lächerlicher Legostein nicht aus der Fassung bringen. Ich hebe ihn auf und packe ihn in die Kiste, mit unendlicher Gelassenheit.
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Die Ethik für ein Zeitalter der digitalen und künstlichen Intelligenz – Blog-Pirat · 25. April 2019 um 19:11
[…] Ethik für dieses intelligente Zeitalter aufstellen. Regeln, so wie wir es als Eltern in der Erziehung tun. Wir legen den Grundstein für den kritischen Umgang mit digitalen Fußspuren und Daten. […]
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