Wir hatten das erste aufeinander Treffen unseres großen Sohnes, also dem großem Bruder, mit dem neuen Baby genau geplant. Wir wollten, dass er nach uns der erste Mensch ist, der seinen Bruder kennen lernen sollte. Er hatte die Nacht der Geburt bei einer Freundin, seiner Patentante verbracht. Diese hatte ihn gut umsorgt, mit Fernsehen, Pfannkuchen und dem Zeug das Patentanten so tun. Zwischendurch erreichten uns im Geburtshaus immer Nachrichten, wie nervös der große Bruder sei und wie sehr er sich auf seinen kleinen Bruder freue. Wir freuten uns über seine Euphorie.

Die erste Nacht

Als wir in der Nacht mit dem kleinen Baby nach Hause kamen, ging es direkt ins Bett, denn wir wollten meiner Frau und dem Baby natürlich viel Ruhe gönnen. Der kleine sollte gut gelaunt und ausgeschlafen auf den großen und euphorisierten Bruder treffen. Dieser wurde bei der Patentante auch sehr früh wach und fragte direkt ob sein Bruder schon da sei. Erste Bilder wurden ihm auf dem Handy gezeigt und die Vorfreude wuchs. Doch das große Treffen dauerte noch einen Moment. Erstmal musste gefrühstückt werden. Dann ging es mit den Hunden auf die Runde und im Anschluss stand unser Großer vor der Tür. 6,5 Jahre treffen auf 12 Stunden. Vorschulkind auf Säugling.

Der große Bruder

Wir wurden quasi ignoriert, Erik rannte an uns vorbei und enterte die neue Welt als großer Bruder. Er war, oder schien uns, sehr glücklich. Er strahlte seinen kleinen Bruder an, streichelte ihn und gab ihm Küsschen auf die Stirn. Doch die beeindruckendste Leistung vollbrachte er, als er seinen kleinen Bruder eine Stunde lang auf dem Schoß hielt und ihn anschaute und immer wieder streichelte und küsste. Uns war klar, dass dies nicht so bleiben würde, denn Brüder streiten auch mal und auch das Thema Eifersucht wird wohl in den nächsten Tagen sensibel von uns behandelt werden müssen.

Wir wollen den großen ja soviel wie möglich einbinden. Er soll sich nicht zurückgestellt oder unwichtig fühlen.

Dies ist natürlich ein schweres Unterfangen, denn so ein Säugling kann ja noch nicht viel und benötigt daher viel Aufmerksamkeit. Als Eltern befinden wir uns nun auf einem schmalen Grad. Das ist Erziehung aber immer, ein Weg den wir wählen, mit ungewissen Ende. Wir wissen nicht ob wir die Dinge richtig oder falsch machen. Wir können auch nicht wissen, welche Auswirkungen unsere Taten auf unsere Söhne haben. Es ist aber wichtig, dass wir probieren, für beide gleichermaßen da zu sein. Das wird nicht immer klappen. Wir werden aber das Beste dafür geben.