Thema kleiner Bruder für den großen Sohn. Blog-Pirat hat über den „First Impact“ geschrieben. Jetzt will ich dazu auch mal was sagen.

Ich war gar nicht so scharf drauf, noch „weitere“ Kinder zu bekommen. Und schon gar nicht, schwanger zu werden. Die Piratin segelte nämlich gerade in super-ruhigen Gewässern. Beruflich wie privat einfach 100%ig zufrieden, Super-Sohn, Super-Mann (womit eigentlich, habe ich die verdient??) – kann doch nur schlechter werden, wenn ich was ändere?

Wir hatten schon ein Weilchen rumprobiert, ob ein zweites kleines Menschlein in unsere Familie kommen möchte. Mochte aber keins. Lag aber an meiner Schilddrüsen-OP und dem damit verbundenen hormonellen Ungleichgewicht. Well, duh.

Ein paar Besuche bei der Endokrinologin und einer ordentlichen medikamentösen Einstellung später… und es hat Zoom gemacht, war ich doch schwanger. Beruflich bekloppt ungünstig. Beide Chefs hatten mich gerade gefragt, ob ich aufgrund meines größer werdenden Einzelkindes *öhöm* bereit wäre, Vollzeit zu arbeiten. Das eigene Büro (ein echter Adelsschlag bei uns) hatte ich schon. Meine Chefs liebten mich und ich sie.

Und was ich Schiss hatte, denen zu beichten, dass ich schwanger bin…

Gottseidank habe ich die besten Chefs der Welt, die mir freudig um den Hals gefallen sind(!!), als ich schamhaft das Ultraschallbild hoch- und die Luft angehalten habe.

Schwanger sein hasse ich trotzdem. Sorry!!

Ich finde es aber total wichtig, damit mal offen umzugehen. Nicht jede Schwangere fühlt sich wie Himmel auf Erden. Ich habe ganz konkret festgestellt, dass ich eine weitere Schwangerschaft nicht überleben werde. Naja, ich denke schon.

Aber ich werde im Rollstuhl und/oder in der Irrenanstalt landen.

Das kann ja keiner wollen. Naja gut, jetzt erstmal mit der aktuellen Schwangerschaft klarkommen, dachte ich mir. *kotz*

Und ich habe mich gefragt, was ich mir wünsche. Einen Sohn hatte ich ja schon, würde ich also enttäuscht sein, wenn ich kein Mädchen kriege? Davor hatte ich also auch schonmal Angst. Als meine Gyn mir dann aber verkündete, es sei noch ein Junge, habe ich mich einfach nur total gefreut. Keine Ahnung, ob ich nur Schiss vor einem Mädchen gehabt hätte oder mich für den großen Sohn gefreut habe. Irgendwie war ich da eben einfach happy.

Und immerhin wusste ich dieses Mal, dass mich keine 10 Pferde mehr zur Geburt in ein Krankenhaus kriegen. Siehe Artikel über traumhafte Geburt im Geburtshaus!

Der Kleine ist der Hammer. Irgendwie genauso wie der Große. Und dann wieder das genaue Gegenteil. Wie die zwei Seiten einer Medaille.

Folgend auf kleinen Startschwierigkeiten nach der Geburt war mir aber irgendwann klar: postnatale Depression.

Etwas, wobei ich mir wünschen würde, auch andere Mütter wären da etwas offener. Aus dem Umkreis gab es nur Sprüche wie: „Sei doch zufrieden, du wolltest das doch so!“. Es hätte mir echt geholfen, hätte ich mich ausnahmsweise mal jemand anderem als meiner Psycho-Tante (sorry, Psychotherapeutin – ist aber echt total wertschätzend gemeint!) anvertrauen können….

Mit etwas Hilfe und Verständnis geht auch das vorbei!

Was einem einfach keiner nehmen kann, ist die stetige, absurde Sorge um die eigene Brut.

Hatte ich schon beim ersten Sohn. Panik, dass er nachts stirbt, z.B. erstickt… An meiner Liebe? Am Kissen? Oder am plötzlichen Kindstod? Reicht ja auch schon der irre Fahrradfahrer auf dem Bürgersteig.

Ich hatte aber auch dolle Sorge, dass ich mit dem Zweiten einfach zu lange gewartet habe. Purer Egoismus, habe ich mir gesagt.

6,5 Jahre Altersunterschied zum Bruder, was sollen die denn miteinander anfangen?

Selbst meine heißgeliebte Schwester (von der mich satte 9 Jahre trennen) sagte, der Abstand sei eigentlich zu groß. „Gerade du sagst das zu mir??“. Naja. Mal sehen, was wird.

Mir war irre wichtig, dass der Große der erste nach Pirat und Piratin ist, der den kleinen neuen Menschen zu Gesicht bekommt.

War auch so, hat gut geklappt. Ich habe ihm gesagt, dass kein Mensch auf der Welt so verbunden mit ihm ist, wie sein kleiner Bruder. Mit Mama und Papa ja jeweils nur so halb verwandt, müssten mit dem Bruder Allianzen gegen die Erwachsenen geschlossen werden.

Haben wir irgendwas richtig gemacht?

Keine Ahnung. Jedenfalls liebte der Große den Kleinen von Anfang an. Wenn mir was über die Depression geholfen hat, dann das. Auf die liebevolle Hilfe des Großen war immer Verlass. Dauerhaft aufmerksam, liebvoll und umsorgend. Der erste Gedanke morgens und der letzte Gedanke abends galt dem kleinen Bruder.

Unsere Wohnung war auf Dauer aber einfach nicht für 4 Personen gemacht. Daher suchten wir schnell nach was Anderem, vorzugsweise mit 4 Zimmern. Wer weiß, wie lange diese Liebe noch hält? Wenn der Große feststellt, dass der Kleine noch für Jahre keinen Bock auf Ninjago und Paw Patrol hat, werden die sich doch aus dem Weg gehen wollen, oder?

Umgezogen – jeder Bruder ein Zimmer.

Großer und kleiner Bruder 01

Und wo will der Große jetzt pennen? Bei seinem kleinen Bruder. Ein paar Wochen hat er es auf seinem arschcoolen Hochbett versucht. Ausschlafen kann man da, und lesen, bis spät in die Nacht. Alles kein Argument.

„Können wir heute Nacht in EINEM Bett schlafen, bitte??“, große Augen vom großen Bruder. Dem 2-jährigen ist es wurscht, der macht alles mit, was der Große ausruft. Also wird das ganze Zimmer mit Matratzen und Kissen ausgelegt.

Ich erlaube das nur am Wochenende. Die Zwei sind total unausgeschlafen, weil beide kaum ein Auge zu kriegen und mega früh aufstehen. Der Kurze liegt nachts irgendwann quer auf dem Lulatsch, der Große kann nirgendwo mehr hin rollen. Ist denen egal. Abends gehen beide sogar zur früheren, für 2-jährige verträglichen, Schlafenszeit ins Bett und wir hören sie kichern, bis sie einschlafen.

Gebe ich ein „Leckerli“, fordern beide unabhängig voneinander ein zweites für den Bruder ein.

Großer und kleiner Bruder 02

Und geben es dann auch wirklich ab!

Kenn ich so nicht aus meiner Kindheit. Nicht, dass irgendwas bei uns knapp gewesen wäre. Wir waren trotzdem futterneidisch aufeinander ohne Ende. Die letzte Bratwurst liegt in der Pfanne? „Die soll der Junge haben!“ sagte mein Vater (es waren die 80er….). Ich – gepflegte 11 Jahre jünger als mein Bruder – schäumte vor Wut. Auch meine nur knapp auseinander liegenden großen Geschwister waren garstig miteinander, wenn es um Goodies ging.

Was ist also bei meinen Söhnen los?

Ich habe beschlossen, das einfach zu genießen, so lange das so ist. Mit Herzchen in den Augen.

„Guck mal Pirat!! Wie niedlich die zwei auf der Couch kuscheln, während der Große dem Kurzen was vorliest!!! 😍“

Bleibe trotzdem leicht misstrauisch und halte euch auf dem Laufenden….

Stand 2021!

Großer und kleiner Bruder 03

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