Erfahrungsbericht – ich wurde von St. Kilian eingeladen – schreibe aber aus freien Stücken

Thorsten Frenzel – Die Taster

Der heilige St. Kilian rief und die hiesige Blogger, Vlogger und Podcaster-Szene mit dem Schwerpunkt Whisky / Spirituosen folgte dem heiligen Rufe. An einem Wochenende im Januar anno 2020 verschlug es nun knapp 30 Whisky-Influenzer nach Rüdenau. Gerufen hatte nicht der heilige St. Kilian, sondern dessen Jünger im Geiste: Andi Thümmler, Mario Rudolf und Thorsten Manus, allesamt von der St. Kilian Distillers GmbH, empfingen uns an einem kalten Samstag Nachmittag in der Distille.

Die Geschichte von St. Kilian

Andi Thümmler, Gründer und alleiniger Inhaber der Distille, begrüßte uns und führte seine Vision vor. Doch beginnen wir mit dem heiligen St. Kilian und seinem „Aqua Vitae“. Es war irgendwann im 8. Jahrhundert als sich 3 irische Mönche aufmachten, das Frankenland zu christianisieren. Dass sie nicht auf der Stelle dem Scheiterhaufen zum Opfer fielen, lag an dem mitgebrachten „Wasser des Lebens“. König und Königin am Hofe zu Würzburg waren begeistert aufgrund der Wirkung dieses „Heilwassers“ und erlaubten den 3 Mönchen, St. Kilian, Kolonat und Totnan fortan die mitgebrachte Technik zum Brennen des Destillats im Frankenland aufzubauen und dieses zu nutzen, um die hiesigen Ungläubigen von den Vorteilen der „modernen Christen“ zu überzeugen. Es fiel ihnen nur allzu leicht, mit dem „Aqua Vitae“ im Gepäck das Frankenland zu einem christlichen Land zu machen. Nun, Jahrhunderte später, steht der St. Kilian als Namensgeber für die Vision dieser deutschen Distille.

Ein Name also, der sowohl eine geschichtliche Verbindung zum Standort der Distille aufweist und auch international verständlich klingt, ohne dabei die Wurzeln der eigenen Herkunft zu verraten. Weise gewählt, denn die Vorbilder dieser Brennerei stammen aus dem heiligen Whiskyland Schottland. St. Kilian kennt die eigene Herkunft, möchte diese auch nicht durch einen Fantasienamen oder einer schottisch anmutenden Namenskreation verschleiern. Dennoch sind sie auch auf dem Namen und die damit verbundene Geschichte, die sich schön mit reichlich Witz und Anekdoten erzählen lässt, sehr stolz.

St. Kilian, mehr als nur ein Name

Doch ein guter Name, der national und international funktioniert, reicht natürlich nicht aus. Das Whiskybrennen ist eine feine Handwerkskunst, die natürlich erst erlernt werden muss. Deshalb dauerte es von der Gründung 2012 eine ganze Weile, bis der erste Tropfen des Spirits of St. Kilian durch die Kupferbrennblasen floss. Erst 2016 war es soweit, ein Destillat ist aber noch kein Whisky. Deshalb wurde auch das in den Jahren zuvor erlangte Fass-Wissen angewandt und nach 3 Jahren Lagerung der „First Kilian“ abgefüllt. Ein langer und steiniger Weg, den Andi Thümmler und sein Team hinter sich gebracht hatten. Mario Rudolf hospitierte in den ersten Jahren in einigen namhaften Destillen. Unter anderem war er eine Zeit bei den Schweden von Mackmyrra und erlernte so in verschiedenen Bereichen, wie ein guter Whisky entsteht.

St. Kilian und der Master Distiller

Als ausgebildeter Schreiner und Bier-Brauer herrschte bei Mario Rudolf natürlich schon ein ordentlicher Grundschatz an Wissen. Als Master Distiller konnte er mit diesen Eindrücken seine Fähigkeiten perfekt schulen. Wir durften uns davon überzeugen. Schon bei der Führung durch die Distille führte Mario die einzelnen Schritte aus und erklärte auch, dass die beiden 6.000 Liter Forsyth Kupferbrennblasen natürlich aus Schottland stammen. Das Vorbild Scotch ist aber nicht nur bei den Brennblasen allgegenwärtig, sondern auch bei dem Thema Torf. Dieser wird, wie sollte es auch anders sein, direkt aus Schottland bezogen, obgleich nicht alle Whiskys die hier entstehen getorfte sind.

Im Dialog mit Mario verriet uns dieser, dass er natürlich den Scotch als Vorbild hat, seine Inspiration ist ein Glendronach 18 years, aber hört man ihm genau zu, erfährt man auch, dass er sehr froh ist in Deutschland Whisky herstellen zu dürfen. Er ist ein Mann, der gerne experimentiert und dies sehen wir dann auch später, als wir einen Blick in die geheimnisvolle „Bunker-City“ werfen dürfen. Ein mystischer Ort, der sich vor uns im Nebel verbergen mag, doch unsere Wegbegleiter aus der Distille kennen den Weg und als sich dann die Pforten öffneten, erahnten wir, was da in den nächsten Jahren noch alles unter dem Namen St.Kilian kommen wird. 178 verschiedene Fass- und Holzarten sind in dem Lager beherbergt und lassen den Whisky in einer Umgebung lagern, die wirklich beeindruckte. Einige der Influencer staunten aufgrund der Vielzahl verschiedener Hölzer und der Menge an Fässern, die wir dort sahen.

Hölzer, Fässer und Hefe

Dabei bleibt es jedoch nicht. So sehr wie Mario seinen Fetisch für die verschiedenen Hölzer und Fässer betreibt, so tief philosophiert er auch über das Thema Hefe, Torf und Gerste. Keine Idee zum Thema Whisky scheint er nicht schon umgesetzt zu haben. Mit Stolz erzählt er uns, wieder zurück in der Distille, dass mit den beiden Brennblasen noch deutlich mehr möglich ist. Am Wochenende haben sie hier Pause, doch scheint es nur eine Frage der Zeit, bis in der St. Kilian Distille 24/7 gearbeitet und Whisky hergestellt wird. Die größte deutsche Distille von der Produktionsmenge und den Brennblasen. National wollen die Liebhaber des guten Tropfens in Deutschland die Nummer eins sein um dann 2025 mit dieser starken Basis im Rücken das ein oder andere Land zu „erobern“. Ganz im Sinne von St. Kilian, 1000 Jahre zuvor.

Whisky und Nachhaltigkeit

Auch das Thema Nachhaltigkeit wird vom Inhaber Andi Thümmler sehr ernst genommen. Es werden Bäume gepflanzt, im nebligen Odenwald. Pro Fass ein Baum, erfahre ich aus dem persönlichen Gespräch mit Andi. Auch darauf sind sie hier bei St. Kilian sehr stolz. Der Chef führt seine Vision weiter aus. Es waren ja schließlich drei Heilige die im 8. Jahrhundert das Frankenland eroberten, weshalb soll also jetzt bei einer Distille, oder bei einer Marke Schluss sein? Ambitioniert, mag der eine sagen, die Worte scheinen aber durchaus ernst gemeint, wenn auch mit einem Zwinkern von Andi erzählt.

Was er davon hält, dass sein Master Distiller Mario jedes Fass und jedes Holz verwenden mag, beantwortet er schulterzuckend und fröhlich. Das sei eine der Vorgaben. Von diesen hat Mario nicht viele, freie Hand vom Chef also. Nur bei der Verwertung scheint es eine wichtige Auflage zu geben. 90% der Fässer einer Produktion werden gelagert und 10% abgefüllt. Sie haben Großes vor in Rüdenau. Da wo andere Distillen nach 3 Jahren aufgrund des finanziellen Drucks ihren Whisky abfüllen müssen, wacht hier der Chef über die Fässer, um in ein paar Jahren herausragende Jahrgangswhiskys verkaufen zu können.

Ran an den Whisky

Von den Whiskys durften wir uns am Ende auch überzeugen. In der „World Whisky Lounge“ findet man natürlich verschiedene Abfüllungen St. Kilians, aber auch hunderte Whiskys aus anderen Brennereien. Dass wir uns hier den guten St. Kilian direkt aus einem Fass zapfen können, natürlich in Fassstärke, ist eine sehr schöne Geste. Doch auch die schon abgefüllten Versionen der Distille dürfen wir, aus der Flasche, probieren. Ich war von allen probierten Sorten beeindruckt.

Den Whiskys tut es gut. Sie wirken alle sehr komplex und vollmundig. Thorsten Manus, bei St. Kilian für den Verkauf zuständig, spart anschließend nicht an Lob für Mario. Wer ein gutes Produkt herstellt, hat es auch im Verkauf einfach, erzählt er mir während wir vor den schönen Pot-Stills einen „St. Kilian Virgin Oak“ im Glas schwenken und probieren. Selbstbewusst und sympathisch sind sie hier bei St. Kilian und natürlich von ihren Produkten überzeugt. Als ich am Abend in das Taxi steige und die Heimreise antrete, blicke ich sehnsüchtig zurück, zur vielleicht besten deutschen Distille und vielen schönen und lehrreichen Momenten.


0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ich habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen und willige in die Datenschutzerklärung ein. Mir ist bewusst das zum kommentieren meine Benutzerdaten abgefragt und gespeichert werden.