Das Einzige, was ich an ihr ändern will, ist der Nachname.

Kennen gelernt habe ich meine Frau bei einem Seminar für unseren Arbeitgeber. Sie kam aus Berlin, die Hauptstadt, das Unbekannte, Spannende. Als Junge vom Land war Berlin sehr spannend für mich. Man hat gewisse Vorstellungen, Klischees vor Augen. So auch ich. Ich durfte die Piratentochter während unseres einwöchigen Seminars kennen lernen, es war klasse. Sie war locker, trendbewusst, dynamisch und einfach wunderbar. Es gefiel mir sehr, Zeit mit ihr zu verbringen. Nach unserem Seminar wollte unsere Gruppe weiterhin Kontakt halten, nach und nach verlief sich das aber. Außer mit ihr. Anfang des Monats war das Seminar, am Ende des Monats beschlossen wir, es mit einer Beziehung zu versuchen. Zwar eine Beziehung, aber eine Fernbeziehung.

Meine Frau wohnt 700 km entfernt

Soweit ungefähr war mein kleines Dörfchen von der großen City entfernt. Keine Entfernung für die Liebe. Im Endeffekt nämlich sind wir inzwischen 9 Jahre zusammen. 7 Jahre davon wohnen wir bereits zusammen und zwar im kleinen Dorf. Nicht in der City. Seit zwei Jahren sind wir nun verheiratet und unser gemeinsames Kind ist der größte Segen. So kenne ich Familie. Meine Eltern sind seit über 30 Jahren verheiratet, meine Großeltern ebenso. Damit bin ich aufgewachsen. Spannend war daher für mich, dass Ihr „Vater“ nicht der leibliche Vater war. In ihrer Familie waren Väter eher rar. Die Frauen dominierten. Ich war mir durchaus bewusst, dass es einen leiblichen Vater gibt, in Biologie habe ich aufgepasst, aber sie kannte ihn nicht. Der Lebensgefährte ihrer Mutter war ja da. Sie sprach so gut wie gar nicht darüber. In den ersten 6 Jahren vielleicht zwei mal. Das änderte sich kurz vor der Hochzeit.

Wer ist er?

Bei der Anmeldung fürs Standesamt war nämlich eine Geburtsurkunde vorzulegen. Und dort stand ein Name. Ich gebe es zu, ich war neugierig. Ich gab den Namen in einem bekannten Suchportal ein. Überall der selbe Kerl. „Ähnlichkeit hat er jetzt nicht so mit meiner Frau, dann ist er das wohl nicht“, dachte ich mir und beließ es auch dabei. Die Piratentochter aber nicht. Nach der Geburt unseres Kindes kam sie zu mir und meinte, sie würde die Suche gerne beginnen. Sie stünde mit beiden Beinen im Leben, nichts kann sie umstoßen – weder eine gute noch eine schlechte Nachricht. Ich freute mich für sie und mit ihr. Vor allem aber war ich stolz. Auf mich, den Fels in der Brandung, ihr fester Boden unter den Füßen, ihr Halt in der Not. Ich bestärkte sie, es zu versuchen. Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht gedacht, dass es so schnell geht.

Eine E-Mail änderte alles

Ich wollte sie unterstützen. Ich hatte mir so viele Dinge vorgenommen, wie ich ihr helfen kann, bei der Suche. Aber die brauchte sie gar nicht. „Ich hab ihn gefunden, glaube ich“, sagte sie mir eines Abends. Wir sprachen darüber, wie sie Kontakt aufnehmen könnte. Hilfreich dabei war auch ihre Mutter, die Ähnliches schon durchgemacht hatte. Die Piratentochter entschied sich für die moderne Variante. Social Media, hieß die.

Den vorherigen Teil der Kennenlernreise findet ihr hier. Alle weiteren Teile sind in der Kategorie MOMENTE zu finden.


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